Der Islam
ISLAM (arabisch: Ergebung
im Willen Gottes, Unterwerfung, Hingabe), die jüngste der großen
Weltreligionen, vom Propheten Mohammed bin 'Abdallah bin 'Abd
il-Muttalib (s.a.s.), einer göttlichen Berufung folgend, ab dem
Jahre 610 nach Chr. bis zu dessen Tod im Jahre 632 nach Chr.
verkündigt. Das arabische Wort "Islam" bezeichnet die unbedingte
Ergebung in den Willen des einen Gottes Allah. Die Anhänger des
Islam nennen sich selbst Muslime. Die Bezeichnung Mohammedaner wird
von Muslimen abgelehnt, da diese einen Personenkult um Prophet
Mohammed andeuten würde, was nicht mit dem Selbstverständnis des
Islam in Einklang zu bringen ist. Gegenwärtig wird die Zahl der
Anhänger des Islam auf über 1,5 Milliarde Menschen geschätzt
(Tendenz: steigend). Der Islam ist also nicht nur seinem universalen
Anspruch nach, sondern auch seiner Verbreitung nach, eine
Weltreligion. Zu den Kernländern der weltumspannenden muslimischen
Glaubensgemeinschaft gehören die arabischen Staaten in Nordafrika
und im Nahen Osten, die Türkei und Teile der früheren UdSSR in
Zentralasien (Turkvölker), der Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien
und Bangladesh, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Teile Chinas.
In Europa ist der Islam zahlenmäßig die zweitgrößte Religion nach
dem Christentum. Die "fünf Farben des Islam" Nach sprachlichen und
kulturellen Zusammengehörigkeiten kann man "fünf Farben des Islam"
unterscheiden: arabischer Islam: Nordafrika, Vorderer
Orient türkischer Islam: Türkei, Zentralasien, China
irano-indischer Islam: Iran, Afghanistan, Pakistan, Bangladesch,
Indien malaiischer Islam: Indonesien, Malaysia, Philippinen
schwarzer Islam: Schwarzafrika, USA Islamische Lehre Allah ist
der einzige und einzigartige Gott. Das Bekenntnis zum Islam lautet:
„Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammedist sein Prophet.“
„Allah“ heißt nichts anderes als Gott. Das Zeugnis schließt einen
strenges Bekenntnis zum Monotheismusund der Prophetenrolle Mohammeds
ein. Er hat keinen Sohn, ist der Schöpfer aller Wesen und Dinge und
ist allmächtig. Am jüngsten Tag richtet er die Menschen: Ungläubigen
droht das Höllenfeuer, den Gläubigen winkt das schattige Paradies.
Die größte Sünde ist Sherk, der Vielgottglaube. Die beiden
grundlegenden Quellen der islamischen Glaubenslehre und
Religionsausübung sind der Koran und die Sunna (überlieferungen).
Der Koran Das Heilige Buch
der Muslime ist der gnadenreiche Koran. Die Muslime glauben an den
göttlichen Ursprung aller anderen Heiligen Schriften, Gott hat sich
davor schon unter anderen den Propheten Mose (Thora), König David
(Psalmen) und auch Jesus (Evangelium) offenbart, die die
Gottesworte ebenfalls aufschrieben, doch sind sie der Meinung, daß
diese vorausgegangenen Offenbarungen durch menschliche
Machenschaften verfälscht worden sind. Sie gehen fest davon aus, daß
der Koran eine Wiederverkündung der Lehre des Glaubens an den Einen
Gott und eine Vervollständigung der Praxis des Glaubens an Denselben
beinhaltet, wobei der Koran einen starken Bezug nimmt darauf, was
von diesem Glauben in den früheren Heiligen Schriften in deren
reiner (unverfälschter) Urform bereits gelehrt wurde. Der Koran ist
das größte Wunder des Propheten Muhammed für die Menschen, und der
Wegführer zum Glück. Der Koran bestätigt, erfüllt, vervollständigt
und erklärt eingehend die eine wahrhafte Offenbarung, die von dem
Einen, Wahren Gott zu allen Zeiten herabgesandt worden ist. (Die
erste Sure im Koran) Sie enthält den Inhalt des gesamten Islam und
wird gelegentlich das ,,Vaterunser" des Islam genannt. Muslime
Rezitieren (Kiraat) den Koran sowohl im Gebet als auch außerhalb des
Gebetes nur in der ursprünglich offenbarten Originalform auf
Arabisch. Die Muslime verstehen den Koran als das Wort Gottes, wie
es Prophet Mohammed durch den Erzengel Gabriel übermittelt wurde.
Sie glauben, daß Gott selbst, und nicht Prophet Mohammed, der Autor
des Korans ist, welcher deshalb unfehlbar sei. Diese Schrift stellt
die Sammlung der Worte dar, die Prophet Mohammed während der rund 23
Jahre seines Wirkens als Prophet zwischen 610 und 632 geoffenbart
wurden. Sie besteht aus 114 Suren (Kapitel) von unterschiedlicher
Länge, dessen kürzeste nur drei kurze Verse umfaßt, die längste 306
Verse. Islamische wie nichtislamische Gelehrte stimmen darin
überein, daß der Text des Korans im Lauf seiner Geschichte
unverändert überliefert wurde.Im Koran findet der Moslem alles, was
ihn zu einem Gott wohlgefälligen Leben anleitet und damit auf das
religiöse Leben vorbereitet. Der Koran enthält grundsätzliche
Aussagen über: - die Glaubensüberzeugungen, wie den Glauben an
Gottes Einheit, die Propheten, die Engel und das Jüngste Gericht; -
die gottesdienstlichen Ordnungen, zu denen auch das Fasten im Monat
Ramadan und die Wallfahrtsriten bei der Pilgerfahrt nach Mekka
gehören; - die sozialgesellschaftlichen Ordnungen, insbesondere über
das Familienrecht; - die sittlich-ethischen Maßstäbe, an denen sich
jeder Moslem zu orientieren hat. Beim Lesen des Koran begegnet man
vielen Gestalten und Geschichten, die aus der Bibel schon bekannt
sind: erwähnt werden Adam als der erste Mensch, Abraham, Mose, der
Retter des jüdischen Volkes, König David, Johannes der Täufer, und
Maria, die Mutter Jesu. Auch von Jesus selbst wird berichtet. Er
wird allerdings nicht als Sohn Gottes bezeichnet (was für den
gläubigen Moslem eine Beleidigung Gottes bedeutet), sondern als
einer der großen Propheten und Gesandten Gottes, der die Aufgabe
hatte, das Volk Israel wieder zum ursprünglichen Glauben
zurückzuführen. Der Koran warnt die Moslems davor, in Jesus mehr als
nur einen Menschen zu sehen, und bestreitet seinen Tod am Kreuz.
Auch die Auferstehung Jesu wird im Koran nicht erwähnt. Im Islam
steht Allah und der Koran und nicht die Person des Propheten im
Vordergrund. Wer an der berühmten Universität in Kairo studieren
will, muß bis heute den gesamten Koran auswendig können. Die Suren
sind in einfacher Reimprosa abgefaßt. Der Dialekt, den Prophet
Mohammed empfing, wurde später zur arabischen Hochsprache, die
heute noch von vielen Gebildeten gesprochen wird. Die Suren aus
jüngster Zeit sind länger und behandeln schwierige biblische Themen
und Rechtsfragen z.B. die Josefgeschichte, den Exodus u.a... Der
Koran vermittelte der Welt zum ersten Mal das unverfälschte, reine,
unmittelbar gesprochene Wort des Allmächtigen. Da für den Moslem der
Koran das von Gott selbst inspirierte, von Gottes Engeln diktierte
Wort ist, kommt ihm im Islam uneingeschränkte Autorität zu. Dem
Moslem ist es nicht erlaubt, auch nur am kleinsten Buchstaben des
Koran zu zweifeln, seine Entstehung zu hinterfragen, sich kritisch
mit seiner Botschaft einanderzusetzen oder zu versuchen, seine
Aussagen an Ergebnissen moderner Wissenschaft und Forschung zu
überprüfen. Alles für den Menschen Wissenswerte liegt im Koran
begründet. Die Sunna die zweite Hauptquelle des Islam, die Sunna
(arabisch: Gewohnheit), auch als der vorbildliche Weg des Propheten
bezeichnet, ist im Hadith (arabisch: Überlieferung), einer
Textsammlung aus dem 9.Jahrhundert enthalten. Diese umfaßt die
Detaillierten Aufzeichnungen über Denken, Handeln und Leben des
Propheten. Der Hadith wird im Unterschied zum Koran nicht für
unfehlbar gehalten und ist diesem gegenüber von nachrangiger
Bedeutung, wird aber von den meisten Muslimen als grundlegend für
Glaube und Handeln angesehen. Gott (Allah) (arabisch al-ilah: der
Gott) Gott hat viele Namen und Eigenschaften, wovon er uns nur
einige in seiner Offenbarung genannt hat. Allah, das ist nicht etwa
der Name eines speziellen Gottes, der nur für die Muslime da ist,
sondern Allah ist der einzige zu Recht angebetete und verehrte
Schöpfer des Universums, der seit dem es Menschen auf dieser Erde
gibt, diesen Weisungen hat zukommen lassen. Die islamische
Vorstellung von Gott ist mit der des Judentums und des Christentums
verwandt. Die Eigenschaften Allahs: Die Muslime beten zu einem
einzigen Gott - dem Allmächtigen, Allwissenden, Allgerechten, dem
Bewahrer aller Welten, dem Freunde, Hüter, und Helfer. Es gibt
nichts, das ihm gleich wäre. Er hat keine Teilhaber an Seiner
Macht. Er wurde nicht gezeugt und hat weder Sohn noch Tochter
gezeugt. Er ist ein absolutes Unteilbares Ganzes. Er ist das Licht
der Himmel und Erde, der Barmherzige, der Gnadenvolle, der
Ruhmreiche, der Herrliche, der Wunderschöne, der Ewige, der
Unendliche, der Erste und der Letzte. (Das " Er " bezieht sich nicht
auf das Geschlecht Allahs, sondern ist allein grammatischer Art.
Allah hat kein Geschlecht). Der Islam ist streng monotheistisch. Er
vertritt ebenso wie Judentum und Christentum den Glauben an den
einen allmächtigen Gott. Die Welt stellt ein wohlgeordnetes,
harmonisches Ganzes dar, in dem alles seinen Platz und seine Ordnung
hat. Gegenüber der Welt und speziell gegenüber der Menschheit nimmt
Gott vier fundamentale Aufgaben wahr: Schaffen, Versorgen, Führen
und Richten. Allah hat für das Glück der Menschen in der Welt und im
Jenseits Propheten gesandt und ihnen die "heiligen Bücher"
offenbart. Die Aufgabe der Menschheit ist der "Dienst an Gott" sowie
der Aufbau einer Gesellschaftsordnung, in der ethische Prinzipien
verwirklicht sind. Die wesentlichen Eigenschaften Gottes
sind: Einzigkeit Gottes: Gott ist absolut einzig, deshalb wird
die christliche Dreifaltigkeitslehre abgelehnt und erst recht die
christliche Vorstellung von der Gottessohnschaft Christi. Absolute
Transzendenz und deshalb nächste Nähe Gottes: Gott wird im Islam in
vollkommener Transzendenz gezeigt. Gott wird deshalb auch nicht als
personifiziert aufgefaßt. Um die Transzendenz Gottes nicht zu
relativieren und zu nivellieren, gibt es keine Sakramente, keine
Kultbilder, keine Kirchenmusik. Gerade wegen seiner Transzendenz ist
Gott völlig nahe (immanent): er ist dem Menschen näher als seine
Halsschlagader. Gott der Schöpfer: Gott hat Himmel und Erde
geschaffen. Die Schöpfung ist in erster Linie für den Menschen
bestimmt. Man kann Gott aus der wunderbaren Schöpfung erkennen. Gott
der Richter: Gott ist der gerechte Richter des Jüngsten Tages. Gott
der barmherzige Erbarmer: Fast jede Sure des Koran beginnt mit: ,,Im
Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers." Das Erbarmen ist
notwendig, da Gott ein gerechter Richter ist: jeder fromme Muslim
weiß, daß er oft Gottes Anforderungen nicht entspricht und deshalb
auf Gottes Erbarmen angewiesen ist. Voraussetzung, daß Gott
gegenüber dem Menschen Erbarmen zeigt ist aufrichtige Reue auf
Seiten des Menschen.
Ethik im Islam wird der
Einsatz aller Fähigkeiten und Eigenschaften, die dem Menschen
mitgegeben worden sind, gefordert, wobei nur die eine Einschränkung
gemacht wird, nämlich daß diese bei richtiger Gelegenheit
einzusetzen sind. Es wird vom Menschen erwartet, daß er sowohl
Sanftmut wie auch Entschlossenheit an den Tag legt, doch jedes zu
seiner Zeit. Der Qur'an lehrt die Muslime, sich unterzuordnen, doch
nicht in dem maß, daß sie die Selbstachtung verlieren; er ruft sie
zur Vergebung auf, doch nicht auf solche Weise, daß dadurch die
Übeltäter ermutigt werden; er gesteht ihnen zu, von ihren Rechten
Gebrauch zu machen, aber nicht so, daß dadurch die Rechte anderer
verletzt werden; und schließlich verlangt er von ihnen, daß sie
ihren eigenen Glauben verkünden, doch nicht indem sie den anderer
verunglimpfen. Der wahre Wert der Taten einer Person kann nur durch
Tugend (Taqwa) beurteilt werden; das Ziel des Einzelnen sollte
der höchste Nutzen für die Menschheit sein, nicht die unmittelbaren
Freuden oder Wünsche des Selbst. Der islamische
Verhaltenskodex Bei der Regelung der menschlichen Pflichten
gegenüber Gott und der Gesellschaft differenziert der Islam zwischen
den Gesichtspunkten, ob eine Handlung pflichtmäßig, verboten oder
indifferent ist. In dieser Hinsicht gibt es verschiedene Kategorien:
die Handlungen sind entweder Pflicht (fard oder wagib),
empfehlenswert (mandub/mustahab/sunna), oder erlaubt (halal),
indifferent (mubah) oder verwerflich (makruh) oder gar verboten
(haram).
- halal ist
alles erlaubte.
- Fard sind die Gebote,
dessen Tun belohnt, dessen Unterlassen bestraft wird (z.B. das
Gebet). - mandub das, dessen Tun zwar belohnt, dessen Unterlassen
aber nicht bestraft wird.
- mubah das, dessen Tun
oder Unterlassen weder belohnt noch bestraft wird.
- makruh das, dessen Tun
nicht bestraft, dessen Unterlassen aber belohnt wird (z.B.
luxuriöses Leben) - haram das, dessen Tun bestraft, dessen
Unterlassen belohnt wird (z.B. Alkoholkonsum). ,,belohnt" und
,,bestraft" natürlich nicht von der Obrigkeit, sondern von Gott im
Jenseits.
Propheten nach
islamischer Auffassung schickte Gott aufgrund der moralischen
Schwäche der Menschen Propheten, um den Völkern sowie den einzelnen
das moralisch und sprituell richtige Verhalten zu lehren. Mit diesem
Akt göttlicher Führung sei - neben Schöpfung und Versorgung - Gottes
Gnade vollendet. Obwohl Gut und Böse ins Herz des Menschen
eingeschrieben seien, hätten die Unfähigkeit oder die Weigerung
vieler Menschen, diese Inschrift zu lesen, die Führung durch
Propheten erforderlich gemacht. Nach dem Islam war Adam der erste
Prophet (dem Gott, nachdem er ihn aus dem Garten Eden vertrieb,
seinen Sündenfall vergab - deshalb akzeptiert der Islam die Lehre
von der Erbsünde nicht). Die Botschaften aller Propheten stammen
danach aus derselben göttlichen Quelle, die im Koran als
"wohlverwahrte Tafel", "das verborgene Buch" und "die Mutter aller
göttlichen Bücher" bezeichnet wird. Nach dieser Auffassung sind im
Grunde alle Religionen ein und dieselbe, auch wenn sich ihre
institutionalisierten Formen unterscheiden. Die Propheten sind eine
untrennbare Einheit. Sie sind menschlicher Natur, haben nicht an der
Göttlichkeit teil, sondern sind die vollkommensten Vorbilder für die
Menschheit. Der Koran bezeichnet Prophet Mohammed als
"Siegel aller Propheten". Deshalb glauben die Anhänger des Islam,
daß das Prophetentum mit Mohammed(s.a.s.) vollendet und beendet und
daß der Koran die letztgültige und vollkommene Offenbarung Gottes
ist, die alle früheren Offenbarungen vollendet und aufhebt. Die
Muslime, d.h. die Anhänger des Islams, glauben an alle Propheten
Allahs, also auch an Abrahm , Moses und Jesus, denen der göttliche
Wille zur Rechtleitung der Menschheit offenbart worden ist. Der
Qur'an (das heilige Buch der Muslime) spricht von Jesus mit größter
Hochachtung. Er wird als Allahs auserwählter Prophet und als Sohn
von der Jungfrau Maria bezeichnet, den zu verehren Pflicht eines
jeden Muslims ist. Allerdings wird die Lehre, Jesus sei der Sohn
Gottes, ebenso eindeutig zurückgewiesen wie die, daß Jesus die
Sünden der Welt auf sich genommen habe, weil sie nach islamischer
Auffassung spätere Erfindungen darstellen und niemals von ihm
selbst verkündet worden sind. Der Tag des Jüngsten Gerichts Die
göttlichen Handlungen Schöpfen, Versorgen und Führen enden mit dem
abschließenden Akt des Richtens. Am Tag des Jüngsten Gerichts werden
alle Menschen zusammengerufen (Auferstehung) und jeder einzelne nach
seinen Taten gerichtet, wobei die "Geretteten" ins Paradies
eingehen, während die "Verdammten" in die Hölle absteigen. Dabei
wird Gott als gnädiger Richter gesehen, der denjenigen vergibt, die
Vergebung verdienen. Daneben kennt der Koran eine weitere Form des
göttlichen Gerichts, das im Verlauf der Geschichte über Nationen,
Völker und Gemeinschaften gehalten wird. Glaubenspraxis und
Institutionen Fünf Säulen des Islam (arabisch arkan), fünf
vorgeschriebene rituelle Pflichten, welche die Muslime als
grundlegend und zentral im Leben der islamischen Gemeinschaft
ansehen.
Das
sind:
1. das Aufsagen des Glaubensbekenntnisses
(kalima shahada) 2. die Verrichtung der fünf täglichen Gebete
(salat) 3. das Fasten während des Monats Ramadan (saum) 4. das
Zahlen der Almosensteuer (zakat) 5. wenigstens einmal im Leben
die Teilnahme an der großen Pilgerfahrt nach Mekka
(Hadsch).
1.Glaubensbekenntnis (kalima
shahada) Entsprechend der uneingeschränkt monotheistischen
Auffassung des Islam ist die erste Pflicht das Glaubensbekenntnis
(shahada):
"Ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt außer Allah,
und Mohammed ist sein Prophet." Jeder darf sich als Muslim oder
Muslimin betrachten, der bzw. die das Glaubenszeugnis bewußt und
aufrichtig ausspricht. Das Bekenntnis wird mit dem Herzen
anerkannt und mit der Zunge ausgesprochen. Eine Taufe wie im
Christentum gibt es nicht.
2.Gebet (salat oder TR:Namaz) Die zweite Pflicht
besteht in fünf täglichen Gebeten. Das erste Gebet wird vor
Sonnenaufgang, das zweite am sehr frühen Nachmittag, das dritte am
späten Nachmittag, das vierte unmittelbar nach Sonnenuntergang und
das fünfte vor der Nachtruhe verrichtet. Zum Gebet richten sich die
Muslime in Richtung der Kaaba in Mekka aus. Eine einzelne
Gebetseinheit besteht aus einer stehenden Stellung, einer Verbeugung
und zwei Prostrationen (Niederstrecken und Berühren des Bodens mit
der Stirn) und schließlich einer sitzenden Position. Dabei werden
z.T. orgeschriebene Gebete und Koranstellen auf Arabisch (original)
rezitiert. Die fünf täglichen Gebete erinnern den Menschen an seinen
Bund mit Gott, beleben und stärken seinen Glauben an Ihn stets auf
neue. Sie reinigen sein Herz und helfen ihm, der Versuchung zur
Sündhaftigkeit auszuweichen und allem Unguten und Unreinen aus dem
Weg zu gehen. Alle fünf Gebete im Islam sollten soweit möglich
gemeinschaftlich und in einer Moschee verrichtet, können jedoch auch
einzeln verrichtet werden, wenn jemand aus bestimmten Gründen nicht
in der Gemeinde anwesend sein kann. Individuelle Andachtsgebete sind
nicht vorgeschrieben, jedoch wird den Muslimen empfohlen, sie nach
Mitternacht zu verrichten. Diese heißen Tahajjud (Nachtgebet). Im
Nahen Osten und in Indonesien nehmen Frauen an den
Gemeinschaftsgebeten teil, wobei sie in einem eigenen Raum oder Saal
beten. Auf dem Indischen Subkontinent beten die muslimischen Frauen
ausschließlich im Haus. Vor dem Gebet nimmt der Muslim rituelle
Waschungen vor. Vor jedem Gemeinschaftsgebet ruft der Muezzin
(azan: "Ruf zum Gebet") das Gebet von einem Minarett der Moschee
öffentlich aus (Vergleichbar mit dem Glockenläuten der Kirche).
Neuerdings wird der Ruf über Lautsprecher verstärkt, so daß man ihn
auch in größerer Entfernung noch hören kann. Am Freitagnachmittag
findet ein spezielles Gemeinschaftsgebet in der Moschee statt.
Vorher predigt der Imam, auch Khatib genannt, von der
Kanzel.
3.Almosen (zakat) Die dritte Hauptpflicht eines
Muslims ist das jährliche Zakat. Dies war ursprünglich die Steuer,
die Prophet Mohammed (und später die muslimischen Staaten) von den
reichen Mitgliedern der Gemeinschaft erhoben hatte, um den Armen zu
helfen. Darüber hinaus soll die Zakat für die Mission sowie für den
Jihad verwendet werden. Das Zakat dient zur Läuterung der
eigenen Seele und zur Reinigung des Eigentums. (Steuerwesen im
Islam)
4.Fasten (saum oder TR:Oruc) Die vierte Pflicht
besteht im Fasten während des Monats Ramadan im neunten Monat des
islamischen (Mond-)Kalenders. Es bedeutet Enthaltsamkeit von Essen
und Trinken und Geschlechtsverkehr, täglich von der Morgendämmerung
bis zum Sonnenuntergang. Dabei werden Verlangen und Begierde
unterdrückt. Das Fasten lehrt Aufrichtigkeit und Frömmigkeit, sowie
Mitgefühl mit den (hungernden) Armen und Liebe. Es entwickelt ein
gesundes soziales Gewissen, Geduld, Selbstlosigkeit und
Selbstdisziplin. Der Ramadan gilt als besonders gnadenreiche Zeit,
weil es der Monat der Offenbarung des Korans gilt.
5.Wallfahrt (Hadsch) Die fünfte Pflicht ist die
Pilgerfahrt zu dem Haus, das von Abraham einst zur Anbetung Gottes
erbaut wurde, der Kaaba in Meka Alle erwachsenen Muslime, die
körperlich und wirtschaftlich dazu in der Lage sind, müssen diese
Wallfahrt mindestens einmal im Leben machen. Viele Riten der
Pilgerfahrt sind direkt mit den Handlungen Abrahams und der Seinen
verbunden. Die Wallfahrt (Hadjdj) findet während der ersten zehn
Tage des letzten Monats im Mondjahr statt und beginnt damit, daß
sich die Pilger durch Waschungen und Anlegen eines Bußgewandes in
einen Zustand der Reinheit versetzen. Der Hadjdj besteht im
siebenmaligen Umschreiten der Kaaba sowie sieben Pilgergängen
zwischen den Hügeln Safa und Marwa in der Nähe des Heiligtums, einem
Gang von drei Meilen (etwa 4,5 km) bis Mina und sieben weiteren
Meilen (etwa 11 km) auf den Berg Arafat, einer symbolischen
Steinigung des Teufels und der Schlachtung eines Tieres zur
Erinnerung an Abrahams Opfer. 1998 wurden in Mekka über fünf
Millionen Pilger gezählt, 1999 acht Millionen. Jahrhundertelang
spielte die Kaaba als Treffpunkt islamischer Gelehrter eine
wichtige Rolle für den Austausch und die Verbreitung ihrer Ideen. Im
Lauf der letzten zwanzig Jahre diente die Wallfahrt auch der
Förderung der politischen Solidarität in der islamischen Welt.
Der Islam zeigte während der vergangenen 1400 Jahre
in der Praxis, wie Rassismus abgeschafft werden kann. Jahr für Jahr
kann man das islamische Wunder der Brüderlichkeit zwischen allen
Rassen und Nationen während der Pilgerfahrt in der Realität sehen.
Neben diesen fünf Hauptstützen des Islam gibt es weitere wichtige
Vorschriften, beispielsweise das Verbot,Alkohol zu trinken oder
Schweinefleisch zu essen.Neben der Kaaba, dem zentralen Heiligtum
des Islam, sind die Moscheen, in der die täglichen Gebete sowie das
Freitagsgebet stattfinden, die wichtigsten Zentren des islamischen
Lebens. Islam und Gesellschaft das islamische
Gesellschaftsverständnis ist theokratisch: Das Ziel aller Muslime
ist "Gottes Herrschaft auf Erden". Damit ist jedoch keine Herrschaft
der Priester gemeint, wenn auch in einigen islamischen Staaten die
religiösen Autoritäten einen bedeutenden politischen Einfluß
ausüben. Der islamischen Sozialphilosophie liegt die Auffassung
zugrunde, daß alle Lebenssphären - die spirituelle, die soziale,
die politische und die wirtschaftliche - eine untrennbare Einheit
bilden und von den islamischen werten geprägt sein sollten. Auf
diesem Ideal basieren die Gedanken des "islamischen Rechtes" und
des"islamischen Staates"und die starke Betonung des sozialen Lebens
und sozialer Pflichten im Islam. Selbst die geschilderten fünf
religiösen Hauptpflichten, die "Säulen des Islam", haben
eindeutige soziale Implikationen. Die islamische Gemeinschaft die
Grundlage der islamischen Gesellschaft ist die Gemeinschaft, die
durch die Ausübung der fünf Pfeiler des Islam miteinander verbunden
ist. Ihre Aufgabe besteht darin, "das Gute zu befördern und das Böse
zu verhindern" und so die Welt zu verbessern. Der Islam legt für
seine Anhänger eine alles einschließende Lebensweise fest , mit
deren Hilfe sie alles, was gut und edel ist am Menschen zur
Entfaltung bringen könne, so daß ungetrübter Friede herrschen kann
von Mensch zu Mensch. Islamische Wirtschaftsgemeinschaft (ECO),
(englisch Economic Cooperation Organization), Organisation zur
Förderung wirtschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit
zwischen islamischen Staaten mit Sitz in Teheran
(Iran). Gegründet wurde sie 1985 von Iran, Pakistan und der
Türkei, die bereits 15 Jahre lang im Rahmen der Regional Cooperation
for Development (RCD) zusammengearbeitet hatten. 1992 kamen
Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan,
Afghanistan und Kasachstan, 1993 dann Aserbaidshan hinzu. Der ECO
steht ein Koordinierungsrat der Außenminister vor, der jährlich
tagt. Vier Ausschüsse sind zuständig für die Zusammenarbeit auf
den Gebieten Wirtschaft und Infrastruktur, Technik und
Industrie, Landwirtschaft sowie Erziehung und Wissenschaft. 1988
wurde eine gemeinsame Postorganisation gegründet (die South and
West Asia Postal Union), 1990 dann eine gemeinsame Industrie- und
Handelskammer. 1991 unterzeichneten die Mitglieder der ECO
ein Protokoll über Präferenzzölle. 1992 wurden eine
ECO-Investitionsbank und eine Kulturorganisation gegründet.
Zusätzlich strebt die ECO eine Zollunion
an. Bildungswesen Das Erwerben von Wissen wird im Islam als
Pflicht betrachtet. Es ist die Aneignung von Wissen, die den
Menschen selbst den Engeln überlegen macht. Das System der
islamischen Universitäten trug zu den großen kulturellen
Entwicklungen des Islam bei. Die Universitäten wurden als
religiöse Ausbildungsstätten gegründet, an der die Ulama
(Religionsgelehrte), Qadis (Richter), Muftis (staatlich
anerkannte Rechtsgelehrte) und weitere hohe religiöse Amtsträger
ausgebildet wurden. Diese Amtsträger bildeten - besonders in der
Türkei und Indien - eine wichtige politische Klasse, die großen
Einfluß auf die Politik des Staates nehmen konnte. In vielen
muslimischen Ländern des 20.Jahrhunderts haben die Ulama jedoch
einen Großteil ihres früheren Einflusses verloren, besondern
unter den westlich erzogenen Muslimen, die einer rein islamistischen
Regierungsform kritisch gegenüberstehen; in der Türkei haben die
Ulama ihre juristische Macht völlig eingebüßt. Im 9.Jahrhundert
gründete der Kalif Al-Mamun in Bagdad eine Akademie zur Erforschung
nichtreligiöser Fächer und zur Übersetzung griechischer
philosophischer und wissenschaftlicher Texte. Im 10.Jahrhundert
gründeten die Fatimiden-Kalifen auch in Kairo eine Akademie,
El-Azhar, die heute noch das wichtigste islamische
Ausbildungszentrum darstellt. Herrscher und reiche
Gönner unterstützten in der Regel einzelne Gelehrte finanziell.
Die islamischen Gelehrten des Mittelalters waren bedeutende
Philosophen, Mediziner, Astronomen, Mathematiker und
Naturwissenschaftler; zwischen dem 9. und dem 13.Jahrhundert war die
islamische Kultur weltweit die am weitesten entwickelte. Weitere
berühmte islamische Universitäten sind unter anderem die 1067 von
dem iranischen Staatsmann Nizam Al-Mulk in Bagdad gegründete
Nizamiya, an der Religion, Theologie und islamische Tradition
gelehrt wurden und an der auch der berühmte Philosoph Al-Ghazali
lehrte, sowie die 1234 in Bagdad gegründete Mustansiriya, die
islamisches Recht und andere Fächer lehrte (Siehe auch Nächstes
Thema unten: "Der Islam in Europa"). Der Islam in Europa Der
Islam hatte in wenigen Jahren aus Beduinenstämmen eine neue Einheit
gemacht, die Gemeinschaft der Gläubigen wurde durch strenge
religiöse Pflichten zusammengehalten. In einem Siegeszug
ohnegleichen eroberten islamische Heere Palestina, den
Irak, Persien, ganz Nordafrika, Sizilien und den größten Teil
Spaniens. Die Eroberer waren keine Zerstörer. Sie waren den
Unterworfenen gegenüber meist tolerant und lehnten gewaltsame
Bekehrungen ab- mit dem Erfolg, daß sich immer mehr Manschen und
Völker dem Islam anschlossen. Es entstand die arabisch-
islamische Kultur, die viele Anregungen aus vorislamischer Zeit
aufnahm. Zahlreiche Nichtaraber, besonders die Perser und
syrische Christen trugen dazu bei. Die bedeutendsten Leistungen in
der Kultur, in der Astronomie, Mathematik, Medizin, Geographie
und Dichtkunst waren durchaus eigenständig, auch wenn sie auf den
Grundlagen der Antike aufbauten. Die islamischen Hauptstädte
wurden Zentren der Wissenschaft mit Übersetzungs-schulen,
Hochschulen, großen Bibliotheken, Observatorien und Kliniken. Der
Zerfall des Einheitsrechtes machte diese kulturelle Blüte noch
vielfältiger. In manchen Bereichen, besonders in denen der
Medizin und Naturwissenschaften war die islamische Kultur der des
Christentums weit überlegen. In Spanien und Sizilien gab es
Kontaktzonen, an denen das christliche Europa mit dem Islam in
Berührung kam. Von dort her gingen wesentliche Anregungen auf das
Erwachen der Philosophie und Wissenschaft im Hochmittelalter
aus. Während sich im frühen Christentum wiederholt eine starke
Bildungsfeindlichkeit bemerkbar machte, Bücher mit
,,heidnischem" Inhalt zerstört, Philosophen wegen Magie und
Hexerei verfolgt wurden, befahl Prophet Mohammed jedem Moslimen,
Männer wie Frauen, nach Weisheit zu streben: ,, Suche Wissen von
der Wiege bis zum Grabe", denn ,,wer nach Wissen strebt, betet Gott
an". Allein in Bagdad wurden im Jahr 891 über 100 öffentliche
Bibliotheken gezählt, die beiden großen Bibliotheken Kairos
hatten über 2 Millionen Bände. Bücher wurden im Islam liebend
gerne übersetzt. Die Araber übernahmen das indische Zahlensystem,
daß die Zahl 0 und denn Stellenwert kannte. Erst im 13.
Jahrhundert wurde dieses System auch im christlichen Europa
eingesetzt. Die Kalifen ließen Sternwarten bauen, es wurden neue
Beobachtungsinstrumente gebaut. Die Messungen der Araber waren
genauer als die des Ptolemäus, der antiken Autorität der
Astronomie. Auch in der Medizin ließen die Araber Leute wie
Hippokrates schnell hinter sich. Im Gegensatz zum Christentum gab
es einen Bereich einer bestens ausgebildeten Ärzteschaft und ein
hervorragendes Spitalswesen, in denen die Behandlung umsonst war
! ( Vergleich : heute !!) . Arabische Ärzte entdeckten den
Blutkreislauf, kannten die Narkose, wußten von der Wundinfektion
und erkannten, daß die Pest durch Ansteckung übertragen
wurde. Brücken des Islams nach Europa Der Kontakt zwischen
arabischen Ländern und Europa war nie vollständig abgerissen. Die
italienischen Seestädte machten ein gutes Geschäft mit dem
,,Glaubensfeind" und übernahmen neben kostbaren Luxusgütern auch
fortschrittliche Methoden des Handels. Aber der Islam hatte auch
in Europa selbst Fuß gefasst: in Sizilien und Spanien. Sizilien
wurde von Nordafrika aus erobert und blieb für mehr als 2
Jahrhunderte islamisch. In dieser Zeit blühte die Insel auf,
Baumwolle, Zuckerrohr und viele andere von den Arabern
eingeführte Kulturpflanzen wurden angebaut. Palermo war wegen seiner
Schönheit, seiner Kultur und seinen Moscheen bekannt. Als die
süditalienischen Normannenfürsten Sizilien eroberten, sicherten die
Moslems freie Religionsausübung zu und übernahmen ihr
vorbildliches Verwaltungs- und Steuersystem. Arabische Dichter und
Gelehrte hielten sich am normannischen Hof auf. Unter der
Regierung Kaiser Friedrich des II. wurde das süditalienisch-
sizilianische Reich zum ,,modernsten" Staat Europas. Fast acht
Jahrhunderte währte der islamische Einfluss in Spanien. Das
Omajadenhaus in Cordoba und andere Fürstengeschlechter in Sevilla
und Granada schufen glänzende kulturelle Mittelpunkte und bauten
zahlreiche Moscheen und Paläste. Auch Spanien blühte unter
arabischer Herrschaft auf. Die Huertas (fruchtbare, künstlich
bewässerte Ebenen) sind ein Erbe der Maurenzeit. Die christliche
Rückeroberung im Spätmittelalter zerstörte allerdings einiges
davon. Islamisches Recht In der islamischen Gesellschaft hat
der Ausdruck "Recht" einen weiteren Bedeutungsumfang als in den
westlichen Gesellschaften, da das islamische Recht sowohl
rechtliche als auch moralische Imperative umfaßt. Die vier
Quellen Das islamische Recht besteht aus vier Quellen, den so
genannten "Wurzeln des Rechtes". Die ersten beiden Quellen sind
die schriftlich niedergelegten in Form des Koran und der Sunna. Die
dritte Quelle wird als "Idjtihad" ("individuell verantwortete
Meinung") bezeichnet und wird herangezogen, wenn ein Thema im Koran
und in der Sunna nicht abgehandelt wird. Ein Jurist kann das
Problem dann durch Analogieschluss (qiyas) lösen. Diese Art des
Schließens wurde eingeführt, als islamische Theologen und
Juristen sich in eroberten Ländern der Notwendigkeit gegenübersahen,
die dortigen Gebräuche und Gesetze mit dem Koran und der Sunna in
Übereinstimmung zu bringen. Später begannen islamische Autoritäten,
dies eigenständige Denken als Bedrohung für den Koran und die
Sunna anzusehen, und stellten strikte Regeln zur Beschränkung seines
Gebrauchs auf. Wegen der tief greifenden Veränderungen der
muslimischen Weltgemeinschaft in den letzten Jahrzehnten hat das
innovative Denken des Idjtihad jedoch wieder mehr Bedeutung
gewonnen. Die vierte Quelle ist der Konsens der Gemeinschaft
(idjma). Rechtsschulen Im Islam haben sich fünf Rechtsschulen
entwickelt, vier sunnitische und eine schiitische. Die vier
sunnitischen Schulen - Shafiiten, Hanafiten, Malikiten und
Hanbaliten - entwickelten sich in den ersten beiden Jahrhunderten
der Geschichte des Islam. Sie behandeln die Rechtsgebiete, die
der Koran oder die Sunna nicht abdecken, mit Hilfe systematischen
Schließens und unterscheiden sich in erster Linie dadurch, ob sie
mehr die Autorität der Texte oder mehr den Analogieschluss in den
Mittelpunkt stellen; alle Schulen erkennen jedoch die
Schlußfolgerungen der anderen Schulen als vollständig legitim und
den Rahmen des orthodoxen Islam nicht überschreitend an. Im
Prinzip dominiert jede Schule in bestimmten geographischen
Bereichen: die Hanafiten auf dem Indischen Subkontinent, in
Zentralasien, der Türkei und teilweise in Ägypten, Jordanien,
Syrien, im Irak und in Palästina, die Malikiten in Nordafrika,
die Shafiiten in Südostasien und die Hanbaliten in Saudi-Arabien.
Die schiitische Schule (Djafariten) ist im Iran
vorherrschend. Es gibt kein auserwähltes Volk Im Islam wird
der Gedanke eines "auserwählten" Volkes abgelehnt. Als einziger
Schlüssel zum Himmelreich gilt der aufrichtige Glaube an Allah
und die daraus erwachsenden guten Taten. Keine Priesterschaft /
Beichte? Der Islam ist die Religion eines jeglichen Menschen, der
sich zu ihr bekennt. Der unmittelbare Zugang zu Allah steht
jedem Menschen offen, die Beziehung zwischen Gott und jedem
Menschen ist sehr eng, so daß kein Mensch bzw. Priester durch eine
Vermittlerrolle zwischen Gott und Mensch sein darf. Jeder kann,
darf und muß direkt Gott um Vergebung der Sünden bitten, da nur Gott
allein die Sünden vergeben kann, deshalb giebt es auch keine
Beichte an "dritte" im Islam. Jihad Der Ausdruck "Jihad",
bezeichnet das Bemühen für das islamische Ziel der "Verbesserung der
Welt". Einige Herrscher setzten dabei den Jihad dafür ein, um
Kriege zu rechtfertigen, die aus rein politischen Ambitionen geführt
wurden. Die Familie Die islamische Gemeinschaft der
Anfangszeit brachte eine Stärkung der Familie sowie die
gleichzeitige Schwächung alter Stammesbindungen mit sich, wobei
letztere jedoch nicht völlig verschwanden. Der Koran betont den
Respekt vor den Eltern. Die Ehe gilt im Koran und in der Sunna
als eine empfohlene, selbstverständliche Einrichtung, in der die
Ehepartner in Liebe und Verständnis einander zugetan sein
sollen. Der Koran schreibt Maßnahmen zur Verbesserung der
Stellung der Frau vor, wobei die im vorislamischen Arabien
verbreitete Kindestötung von Mädchen verboten wurde; Töchter
haben Anspruch auf einen Erbteil. Der Koran legt wiederholt
Nachdruck auf eine gute Behandlung der Frau und gesteht Ehefrauen
im Fall einer schlechten Behandlung das Recht auf Scheidung
zu. Der Koran erlaubt die Polygamie mit bis zu vier Frauen,
ermahnt aber auch: "Wenn Du fürchtest, nicht allen Frauen
gleichermaßen gerecht zu werden, dann heirate nur eine Frau." Der
Mißbrauch der Polygamie und des Rechtes, hat dazu geführt, daß
in den meisten muslimischen Ländern in neuerer Zeit ein neues
Eherecht eingeführt wurde. Geschichte Zu Prophet Mohammeds
Lebzeiten (um 570 bis 632) war die Arabische Halbinsel von
nomadischen, Vieh züchtenden Beduinen und von Handel treibenden
Arabern, die vornehmlich in Städten wohnten, bevölkert. Die
Religion der Araber war polytheistisch. Davon unabhängig existierte
eine alte monotheistische Tradition oder zumindest ein
überlieferter Glaube an eine höchste Gottheit. Vermutlich trugen
auch jüdische und christliche Gemeinden zu einer
wachsenden Aufgeschlossenheit gegenüber monotheistischen Lehren
bei. Prophet Mohammed (Friede sei mit Ihm) Prophet Mohamed
(sav) begann sein Wirken mit 40 Jahren, als Ihm der Erzengel Gabriel
erschien. Prophet Mohammed vertraute seiner Familie und engen
Freunden seine Visionen an. Er begann dann, öffentlich in seiner
Geburtsstadt Mekka zu predigen, wurde jedoch verspottet. So zog
er 622 nach Medina. Diese Auswanderung, die als Hidjra bezeichnet
wird, stellt den Beginn der islamischen Zeitrechnung dar. In
Medina gewann Prophet Mohammed bald weltliche und geistliche
Autorität und war als Gesetzgeber und Prophet anerkannt.
630 ergab sich auch Mekka. Bei seinem Tod 632 war Prophet
Mohammed Herrscher über einen arabischen Staat, dessen Macht rasch
zunahm. Zentral für Prophet Mohammeds Lehre war die Güte,
Allmacht und Einheit Gottes sowie die Forderung von Großzügigkeit
und Gerechtigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wichtige
Elemente des Judentums und des Christentums wurden im Islam
gepflegt. Er führte ein vollkommenes Leben und setzte ein
Beispiel für alle Menschen. Seine Biographie veranschaulicht die
Lehren des Qur`an und ihre Verwirklichung in der Praxis. Die
klassische Zeit Während der ersten Jahrhunderte des Islam (7. bis
10.Jahrhundert) wurden seine Rechtsauffassung und seine Theologie,
also die beiden grundlegenden orthodoxen Disziplinen, entwickelt,
wobei die Theologie nach dem Recht den zweithöchsten
Stellenwert besaß. Der erste große theologische Disput wurde
durch die Ermordung des dritten Kalifen, Uthman ibn Affan, und die
darauf folgenden politischen Auseinandersetzungen ausgelöst.
Dabei ging es um die Frage, ob ein Muslim auch nach einer schweren
Sünde noch der muslimischen Gemeinschaft angehöre. Die fanatische
Gruppe der Kharidjiten vertrat die Auffassung, daß selbst
gläubige Muslime, die schwere Sünden begangen hätten, aber diese
nicht angemessen bereuten, aus der islamischen Gemeinschaft
ausgeschlossen werden sollten. Die Kharidjiten gingen so weit,
alle politischen muslimischen Autoritäten als gottlos zu betrachten.
Nach zahlreichen Rebellionen wurden sie jedoch entscheidend
geschlagen. Eine gemäßigtere Gruppierung der Kharidjiten, die
Ibaditen, konnte sich jedoch halten und existiert heute noch in
Nord- und Ostafrika, Syrien und Oman. Die Mutaziliten Die
Übersetzung der griechischen philosophischen Werke ins Arabische im
Verlauf des 8. und 9.Jahrhunderts führte zur Entstehung der
ersten großen theologischen Schule des Islam, der Mutaziliten. Ihr
Hauptanliegen bestand darin, die absolute Einheit
und Gerechtigkeit Gottes zu betonen. Daher verstanden sie Gott
als reines Sein ohne Eigenschaften, da Eigenschaften bereits
Vielfältigkeit implizierten. Die göttliche Gerechtigkeit habe den
freien Willen der Menschen zur Voraussetzung, denn wenn der Einzelne
sich nicht frei zwischen Gut und Böse entscheiden könne, hätten
Belohnung und Bestrafung keine Bedeutung. Da Gott vollkommen
gerecht sei, könne er dem Guten seinen Lohn ebenso wenig
vorenthalten wie dem Bösen die Strafe. Unter dem Kalifen al-Mamun
war die Theologie der Mutaziliten Staatstheologie, im
10.Jahrhundert jedoch setzte eine von dem Philosophen Al-Ashari und
seinen Anhängern (Ashariten) angeführte Gegenbewegung ein, die
die menschliche Willensfreiheit bestritt, da sie diese Vorstellung
als nicht mit Gottes absoluter Macht und seinem unbegrenzten
Willen vereinbar ansah. Bestritten wurde auch, daß die naturgegebene
Vernunft des Menschen zur Erkenntnis von Gut und Böse führen
könne. Dieser Meinung nach werden moralische Wahrheiten von Gott
gesetzt und können nur durch Offenbarung erkannt werden. Die
Ansichten der Ashariten gelangten im sunnitischen (orthodoxen) Islam
allmählich zur Vorherrschaft und sind heute noch bei den meisten
konservativen Muslimen verbreitet. Davon unabhängig tendieren die
Sunniten eher dazu, kleinere Meinungsverschiedenheiten zu tolerieren
und betonen ansonsten den Konsens der islamischen Gemeinschaft in
Fragen der Glaubenslehre. Sufismus Die mystische Bewegung des
Sufismus entstand im 8.Jahrhundert. Damals wandten sich kleine
Kreise frommer Muslime in Reaktion auf die wachsende Weltlichkeit
der islamischen Gemeinschaft dem inneren geistlichen Leben zu. Im
Verlauf des 9.Jahrhunderts wurde der Sufismus zu einer mystischen
Glaubenslehre, deren Ideal die Vereinigung mit Gott war. Das Ziel
der mystischen Vereinigung verstieß gegen den im Islam vertretenen
Monotheismus; so wurde 922 in Bagdad Al-Halladj unter der Anklage
hingerichtet, er habe behauptet, eine mystische Erfahrung von Gott
gehabt zu haben. In der Folge versuchten berühmte Sufis, eine
Synthese zwischen gemäßigtem Sufismus und der Orthodoxie zu
schaffen; im 11.Jahrhundert gelang es dem Philosophen und
Mystiker Al-Ghazali die Mystik mit der sunnitischen Orthodoxie zu
versöhnen. Im 12.Jahrhundert wandelte sich der Sufismus von der
Beschäftigung einer gebildeten Elite zu einer Volksbewegung. Der
Wert, den die Sufis dem intuitiven Wissen und der Liebe Gottes
beimaßen, trug mit zum Missionserfolg des Islam in Afrika und
Ostasien bei. Vom Atlantik bis nach Indonesien entstanden
Sufi-Bruderschaften; einige umfaßten die ganze islamische
Welt, andere waren regional oder lokal begrenzt. Ihren
erstaunlichen Erfolg verdanken diese Bruderschaften hauptsächlich
den Fähigkeiten und der Menschlichkeit ihrer Gründer und Führer,
die nicht nur für die spirituellen Bedürfnisse ihrer Anhänger
sorgten, sondern auch den Armen aller Glaubensrichtungen halfen
und häufig als Vermittler zwischen dem Volk und seiner Regierung
fungierten. Die Schiiten Die Schiiten sind die einzige noch
existente sektiererische Bewegung des Islam. Sie entstanden im
Verlauf der Auseinandersetzung über die politische Nachfolge des
Propheten Mohammeds (as), in der die Schiiten die Auffassung
vertraten, daß die Herrschaft über die islamische Gemeinschaft
ein göttliches Recht der Nachkommen des Propheten über seine Tochter
Fatima und deren Mann Ali ist. Die Schiiten glauben an eine
Abfolge von zwölf unfehlbaren Führern, die mit dem Imam Ali (ra)
einsetzt. Sie werden deshalb auch als "Zwölfer-Schia" bezeichnet.
Der zwölfte und letzte Imam (Mahdi) verschwand 880; die Schiiten
erwarten seine Rückkehr und glauben, daß mit ihr die Welt gerecht
werden wird. Weitere Gemeinschaften (Sekten) Aus der Schia
haben sich mehrere kleine Glaubensgemeinschaften entwickelt,
darunter als wichtigste die der Ismailiten. Deren theologische
Ideen sind radikaler als die der Schiiten; sie sind weitgehend von
der Gnosis und vom Neuplatonismus beeinflußt. Die Ismaeliten
leben vorwiegend in Indien und Pakistan, während andere aus
Ostafrika nach Kanada emigrierten. Die Drusen entstanden aus den
Ismaeliten und bildeten sich nach dem mysteriösen Verschwinden des
ismaelitischen Fatimiden-Kalifen Al-Hakim, von dem viele Drusen
glauben, daß er eine Inkarnation Gottes gewesen sei. 1841
behauptete der junge Schiit Mirza ali Muhammad aus Shìraz im Iran,
der Bab (Tür, Tor; im übertragenen Sinn: Zugang zu Gott) zu sein
und übernahm eine messianische Rolle. Seine Anhänger, die Babiten,
wurden von der schiitischen Geistlichkeit mit Macht verfolgt, er
selbst wurde 1850 exekutiert. Unter der Führung seines Schülers
Mirza Husain Ali Nuri, genannt Baha Allah, entwickelten die
Bahais (wie die Gruppe nun genannt wurde) eine synkretistische
pazifistische Lehre, erklärten den Bahaismus als vom Islam
unabhängige Religion, die u.a. auch in den USA viele Anhänger
fand. Der Islam in der Neuzeit Nach dem Mittelalter stagnierte
die islamische Kultur, so daß Idjtihad (das eigenständige Denken)
wieder mehr in den Vordergrund rückte und religiöse
Reformbewegungen entstanden. Im Gegensatz zu den hauptsächlich auf
die Glaubenslehre und Philosophie ausgerichteten Bewegungen des
Mittelalters waren die Anliegen der neuzeitlichen Bewegungen
überwiegend soziale und moralische Reformen. Die erste derartige
Bewegung waren im 18.Jahrhundert die nach ihrem Gründer Ibn Abd
al-Wahhab genannten Wahhabiten. Diese wollten den Islam erneuern,
indem sie ihn von Einflüssen zu befreien versuchten, die vom
ursprünglichen Monotheismus abwichen. Andere islamische
Reformer wurden von westlichen Gedanken beeinflußt. Der
einflußreichste Reformer des 19.Jahrhunderts war der Ägypter
Muhammad Abduh, der davon ausging, daß Vernunft und modernes
westliches Denken die Wahrheit des Islam eher bestätigen als in
Frage stellen würden und daß die islamische Glaubenslehre in
neuzeitlichen Worten neu formuliert werden könne. Sir Muhammad
Iqbal ist der wichtigste neuzeitliche Philosoph, der eine neue
Interpretation der islamischen Glaubenslehre
entwickelte. Intellektuelle in Ägypten, der Türkei und Indien
unternahmen es, die Lehren des Korans mit den Ideen in Einklang zu
bringen, die mit der konstitutionellen Demokratie, den
Naturwissenschaften und der Emanzipation aufkamen. Der Koran lehrt
das Prinzip der "Herrschaft durch Beratung", das in heutigen
Zeiten am besten durch repräsentative Regierungsformen und
nicht mehr durch die Monarchie zu verwirklichen ist. Sie wiesen
darauf hin, daß der Koran die Erforschung und Nutzbarmachung
der Natur fördert und daß die Muslime einige Jahrhunderte lang in
den Naturwissenschaften führend waren. Sie vertraten weiter die
Auffassung, daß der Koran dieFrauen rechtlich gleichgestellt habe,
daß diese Rechte jedoch von den Männern an sich gerissen worden
seien, indem diese die Polygamie massiv mißbraucht hätten. Zwar
basieren die modernistischen Gedanken auf plausiblen
Interpretationen des Korans, sie wurden jedoch, besonders nach
1930, von den Fundamentalisten erbittert bekämpft. Der islamische
Fundamentalismus, der als Reaktion auf den Modernismus die
Rückbesinnung auf die Fundamente des Islam fordert, lehnt nicht
die moderne Bildung, Naturwissenschaft und Technik als solche ab,
sondern beschuldigt die Modernisten, Moralvorstellungen sowie
Lebensformen der westlichen Welt zu verbreiten. So machen sie z.B.
die Emanzipation der Frau nach westlichen Muster für eine
permissive Sexualmoral und den Zerfall der Familie verantwortlich.
Demgegenüber fordern sie, die Rechtsvorstellungen der Scharia als
Staatsgesetz durchzusetzen. Weitere Gründe für das Aufkommen des
Fundamentalismus liegen in der Unfähigkeit westlich orientierter
Staatspräsidenten, die Situation der zumeist armen und rasch
wachsenden Bevölkerung dieser Länder zu verbessern sowie darin,
daß in breiten Bevölkerungsschichten noch immer Resentiments
gegenüber den früheren Kolonialmächten bestehen, die ihren
Ausdruck in der Abneigung alles Westlichen
finden.
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